Es war die erste gemeinsame Herrensitzung, zu der die Grosse Viersener Karnevalsgesellschaft gemeinsam mit der Karnevalsgesellschaft Roahser Jonges eingeladen hatte. Eine grandiose Premiere, die jubelnd von den „Herren der Schöpfung“ begleitet wurde und die nach einer Wiederholung schreit.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen / https://rheinischer-spiegel.de/

Viersen-Rahser – Die Stimmung im Rahser Gürzenich war von Anfang an auf dem Siedepunkt und sie änderte sich gestern Nachmittag nicht – ganz im Gegenteil, die närrischen Gäste der ersten Herrensitzung der Grossen Viersener Karnevalsgesellschaft und der KG Roahser Jonges ließen den Notburgasaal erbeben. Für ein erstklassiges Programm sind beide Gesellschaften bekannt, so strömten Jecken aus nah und fern, unter ihnen auch die männlichen Tollitäten aus Viersen, Dülken und Süchteln, in das schöne Rahser zugunsten des Viersener Kinderkarnevals.

Nachwuchsförderung wurde hier großgeschrieben, denn ein Teil der Veranstaltung kommt der nächsten närrischen Generation zugute. Hierzu hatte sich ein „Zehnerrat“ aus beiden Gesellschaften zusammengefunden, der auf der Bühne Hand in Hand den Ton angab, durch das Programm führte Wolfgang Genenger.

Rund fünf Stunden lang wechselten sich die Höhepunkte auf der Bühne ab, die mit den Roahser Mädsches und gekonnter Artistik begannen. Schon hier saß keiner mehr auf den Stühlen, die männlichen Gäste lagen sich in den Armen, schunkelten, feierten. Auf sie folgte Fritz Schopps, der als et Rumpelstilzje breite Bekanntheit erreich hat. Der Bühnenstar ist übrigens eigentlich Lehrer und gründetet die Musikgruppe Ärm Söck. Als Büttenredner ist er auf den großen Bühnen zu Hause und ist einer der prägendsten Gesichter des Kölner Karnevals.

Danach ein Auftritt der Höppemötzjer, die schon den Sartory-Saal in Köln zum Jubeln brachten. In ihren pink-weißen Gardeuniformen waren die Tanzmädeln ein gelungener Programmpunkt fürs Auge, wodurch Wolfgang Trepper nach ihnen fast einsam auf der Bühne wirkte. Einen Umstand, den er mit gekonnten Witzen wieder wett machte und die Lachmuskeln stark beanspruchte.
Ein Prusten und Glucksen zog durch den Raum – Trepper weiß wie man Flammen entfacht. Der Duisburger, der eigentlich mehr im Auto lebt, ist jährlich bei rund 280 Auftritten dabei, sein Erfolgsprogramm „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ begeisterte über 100.000 Zuschauer. Närrische Flammen, die den Nachmittag über nicht mehr erloschen, als die weibliche Tanzgarde der „Blauen“ die Bühne eroberten, an die sich die Funky Marys anschlossen. Die energiegeladene Truppe feierte im vergangenen Jahr ihr 15-jähriges Bestehen und zeigte, dass die Mädels nichts an dem außergewöhnlich musikalischen Entertainment und der mitreißenden Bühnenperformance verloren haben.

Während für die fünf Damen die Bühne noch ausreichte, ändere sich dies schnell mit dem Auftritt der Blauen Funken Köln. Das aktive Korps mit dem Tanzpaar ist das Aushängeschild der Kölner Funkenartillerie: Mit bis zu 100 Auftritten pro Session in kleinen und großen Sälen in und um Köln repräsentieren die stolzen Funken mit dem Mariechen und dem Artillerietanz – und natürlich vielen kölschen Liedern – die Gesellschaft nach außen. Die große Gruppe fand so nicht nur auf der Bühne, sondern überall im Saal einen Platz bevor dann noch einmal ein „ruhigerer“ Programmpunkt mit Volker Weininger anstand.

Seit 2012 mischt Volker Weininger in seiner Type als „Der Sitzungspräsident“ im Kölner Karneval mit und ist dort auch regelmäßig in der ARD-Fernsehsitzung zu sehen. 2019 erfüllt sich Volker dann einen langgehegten Wunsch und gönnt seinem Sitzungspräsidenten endlich ein abendfüllendes Programm. Als dann de Boore den Saal erstürmen ist es draußen bereits dunkel geworden. „Manche wohren Jungfrau, andere wohren Prinz, doch mer wohren immer Boore und dat schon als Pänz“, de Boore wissen auch nach ihrem 20. Bandjubiläum wie sie das Publikum begeistern und küren die erste Herrensitzung der „Roten“ und „Blauen“ zu einer Veranstaltung der absoluten Extraklasse mit zahlreichen Stimmen, die im nächsten Jahr auf eine Wiederholung und den Beginn einer langen „legendären“ Vierscher Tradition hoffen. (dt)